Hazard-Based Safety Engineering im Fokus: Die EN/IEC 62368-1 im Überblick

EN/IEC 62368-1: Sicherheitsanforderungen für Audio-, Video-, Informations- und Kommunikationstechnik
Die EN/IEC 62368-1 ist eine internationale Sicherheitsnorm, die Anforderungen an die Sicherheit elektrischer und elektronischer Geräte im Bereich der Audio-, Video-, Informations- und Kommunikationstechnik stellt. Sie wurde entwickelt, um die Produktsicherheit zu gewährleisten und die Risiken für Benutzer und Umwelt zu minimieren. Seit 20. Dezember 2020 ersetzt sie die früheren Normen IEC 60950-1 und IEC 60065.
Neuer Sicherheitsansatz: Hazard-Based Safety Engineering (HBSE)
Im Gegensatz zu den Vorgängernormen basiert die EN/IEC 62368-1 auf einem risikobasierten Ansatz, dem sogenannten Hazard-Based Safety Engineering (HBSE). Dieser Ansatz konzentriert sich auf die Identifizierung und Bewertung von Gefährdungen, die durch verschiedene Energiequellen in Geräten entstehen können. Ziel ist es, geeignete Schutzmaßnahmen zu definieren, um Verletzungen, Schäden oder Gefährdungen für Benutzer und Umwelt zu verhindern.
Anwendungsbereich der EN/IEC 62368-1
Die Norm gilt für eine Vielzahl von Geräten, darunter:
- Audio-/Video-Geräte
- Computer und Peripheriegeräte
- Telekommunikationsgeräte
- Externe Netzteile
- Bürogeräte wie Kopierer und Aktenvernichter
- Displays und Display-Einheiten
- Weitere Geräte der Informations- und Kommunikationstechnik
Nicht unter die Norm fallen:
- Medizinprodukte (geregelt durch IEC 60601-1)
- Haushaltsgeräte (geregelt durch IEC 60335-1)
- Industrielle Maschinensteuerungen (geregelt durch IEC 60204-1)
- Mess- und Laborgeräte (geregelt durch IEC 61010-1)
- Produkte mit einer Nennspannung über 600 V
Es ist wichtig zu beachten, dass die EN/IEC 62368-1 ausschließlich die Sicherheitsanforderungen betrifft und keine Aussagen über die funktionalen Eigenschaften oder die Leistung von Geräten trifft.


Gefährdungen und Schutzmaßnahmen
Die EN/IEC 62368-1 identifiziert fünf Hauptenergiequellen, die potenzielle Gefährdungen darstellen können:
- Elektrische Energie
Hochspannungen, Stromstöße und Kurzschlüsse - Thermische Energie
Übermäßig hohe Temperaturen, die zu Verbrennungen und/oder elektrischer Entzündung und Ausbreitung eines Brandes führen können - Mechanische Energie
Bewegliche Teile, die Verletzungen verursachen können - Chemische Energie
Gefährliche Substanzen oder Dämpfe - Strahlungsenergie
Ionisierende und nicht-ionisierende Strahlung
Für jede dieser Energiequellen definiert die Norm drei Klassen:
- Klasse 1: Nicht schmerzhaft, kann aber wahrnehmbar sein; eine Entzündung der brennbaren Werkstoffe ist unwahrscheinlich
- Klasse 2: Schmerzhaft, keine Verletzung und Entzündung der brennbaren Werkstoffe möglich, aber begrenztes Wachsen und Ausbreitung des Brandes
- Klasse 3: Verletzungen und Entzündung der brennbaren Werkstoffe wahrscheinlich, schnelles Wachsen und Ausbreitung des Brandes
Der Benutzer darf keinen Kontakt zu Energiequellen der Klassen 2 und 3 haben.
Dafür kommen sogenannte Schutzmaßnahmen zum Einsatz. Diese verhindern jegliche Verletzung oder Schaden durch eine Gefährdung.
Diese Schutzmaßnahmen können mechanischer, elektrischer oder thermischer Natur sein und müssen sowohl in der Konstruktion als auch beim Design des Geräts berücksichtigt werden.
Prüfanforderungen gemäß EN/IEC 62368-1
Die Norm legt spezifische Prüfmethoden fest, um die Sicherheit von Geräten zu gewährleisten. Dazu gehören unter anderem:
- Isolationsprüfungen
Überprüfung der elektrischen Isolierung, um Kurzschlüsse oder Stromschläge zu verhindern - Thermische Prüfungen
Messung der Oberflächentemperaturen, um Überhitzung und Brandgefahr zu vermeiden - Mechanische Prüfungen
Test auf Stabilität und Widerstandsfähigkeit gegenüber mechanischen Belastungen.
Die neueste Ausgabe der Norm (2025-01) enthält aktualisierte Anforderungen, wie z. B. eine neue Tabelle mit Anforderungen für externe Stromkreise und überarbeitete Vorgaben für mit Flüssigkeit gefüllte Komponenten.
Bedeutung für Hersteller und Anbieter
Für Hersteller, Inverkehrbringer und Systemintegratoren in der Informations-, Kommunikations- sowie Audio-/Videotechnik ist die Einhaltung der EN/IEC 62368-1 nicht nur eine gesetzliche Anforderung, sondern auch ein wesentlicher Bestandteil der Produktsicherheit und Marktzulassung. Insbesondere für den europäischen Markt ist die Konformität mit dieser Norm verpflichtend, da sie unter anderem für die CE-Kennzeichnung maßgeblich ist. Eine vollständige und normgerechte Prüfung ist daher unerlässlich, um regulatorische Risiken zu vermeiden und die Marktfähigkeit zu sichern.
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Unsere Leistungen im Bereich EN/IEC 62368-1 umfassen unter anderem:
- Vollständige Sicherheitsprüfungen nach EN/IEC 62368-1
- Technische Vorprüfungen und Entwicklungsbegleitung
- Beratung bei der Anwendung des Hazard-Based Safety Engineering (HBSE)
- Unterstützung bei der Dokumentation und technischen Konformitätserklärung
- Internationale Zulassungsunterstützung (z. CB Scheme, NRTL, CE, UKCA)
Fazit
Die EN/IEC 62368-1 stellt eine Weiterentwicklung früherer Sicherheitsnormen dar und richtet sich gezielt nach den Anforderungen moderner Gerätearchitekturen. Mit ihrem risikobasierten Ansatz nach dem Prinzip des Hazard-Based Safety Engineering (HBSE) bietet sie Herstellern einen systematischen Rahmen, um Gefährdungen zu erkennen und geeignete Schutzmaßnahmen umzusetzen.
Für Hersteller und Entwickler bedeutet dies neue Anforderungen an Produktdesign, Dokumentation und Prüfprozesse. Wer die Norm frühzeitig in den Entwicklungszyklus integriert, minimiert das Risiko kostenintensiver Nachbesserungen und beschleunigt den Marktzugang. Wir empfehlen allen Herstellern, ihre Produkte gemäß der aktuellen Norm zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.
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